Das Netzwerk „Kritische Beziehungsforschung“ ist ein informeller Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen, die alle in unterschiedlicher Weise zu nicht-monogamen Lebensweisen forschen, wie Polyamory, aromantischen Beziehungen, Wahlverwandschaften, Freund*innenschaften und anderen gegenwärtigen Intimitäten (contemporary intimacies).
Entstehungsgeschichte
Unser Netzwerk existiert seit 2013 und wurde aus der Idee heraus geboren, einen überregionalen Austausch in diesem sich derzeit formierenden Forschungsfeld zu ermöglichen. In unserer Entwicklung dienten (inter-)nationale Konferenzen als Austausch- und Vernetzungsplattform: 2015 beteiligten wir uns aktiv an der ersten internationalen Non-Monogamies-Konferenz in Lissabon (NMCI), 2017 bei der nächsten in Wien sowie 2019 in Barcelona. Bei allen dreien waren Mitglieder unseres Netzwerks ebenfalls mit Vorträgen und Panel-Veranstaltungen vertreten, wodurch sich weitere Mitglieder anschließen konnten.
Unsere Ziele und unser Wissenschaftsverständnis
Wir bieten mit dem Netzwerk kritische Beziehungsforschung unter anderem eine Plattform zur Sichtbarmachung unterschiedlicher (wissenschaftlicher) Aktivitäten zu genau solchen Beziehungsformen, die bisher kaum Eingang in die wissenschaftliche Forschung finden.
Kritische Wissenschaft bedeutet für uns, die Welt nicht nur zu begreifen, sondern auch gemeinsame reflexive Perspektiven für Veränderung – hin zu einer solidarischen Gesellschaft, in der alle Menschen ein gutes Leben führen können – auszuloten. Wissenschaft ist nie losgelöst von ihren Gegenständen (in unserem Fall also von Gesellschaft), sondern steht in Wechselwirkung damit. Das Netzwerk bietet insofern u.a. eine Plattform, um diesen Diskurs transparent zu führen und fokussiert dementsprechend auch offene Dialogformen zwischen Wissenschaft und außerwissenschaftlichen Akteur*innen. Uns geht es darum, je nach Kontext für und gegen die Akademie sowie in und neben der Akademie überregional miteinander verbunden Wissenschaft zu betreiben.
Als Mitglieder bilden wir dafür eine Vielfalt an kritischen Positionen ab und greifen auf unterschiedliche theoretische Ansätze zurück, beispielsweise auf queer-feministische, neomaterialistische, poststrukturalistische, praxistheoretische, postkoloniale und intersektionale Perspektiven sowie auf marxistische und kritische Theorie.
Auch method(olog)isch repräsentiert das Netzwerk ein breites Spektrum an Zugängen. Diese Pluralität begrüßen die Mitglieder des Netzwerks, denn sie regt dazu an, Sichtweisen zu hinterfragen, die eigene Positioniertheit zu erkennen, reflexiv zu wenden und neue Ideen zu entwickeln.
Unsere Arbeitsformen
Unser Zusammenschluss bietet seinen Mitgliedern über Statusgrenzen hinweg einen geschützten Rahmen, um sich niedrigschwellig inhaltlich-thematisch, method(olog)isch, erkenntnistheoreitsch, wissenschaftssoziologisch, wissenschaftspolitisch sowie zum Forschungs- und Schreibprozess auszutauschen. Dafür treffen wir uns mindestens ein- bis zweimal im Jahr mehrtägig an wechselnden Orten (oder online). Dabei teilen wir den Stand unserer Arbeit, unterstützen uns gegenseitig und tüfteln an kollaborativen Forschungsprojekten. Ansonsten stehen wir das ganze Jahr über per Mail in Kontakt und Austausch miteinander. Das Netzwerk bietet je nach Bedarf auch materielle und affektuelle Unterstützung, u.a. teilen wir Geld aus Vorträgen, um allen Mitgliedern die Anreise zu Treffen zu ermöglichen. Wir bemühen uns insofern auch darum, vorhandene Ungleichheiten in verschiedenen Bereichen so weit uns möglich aktiv auszugleichen und Zugänglichkeit für alle zu gewährleisten. Wir unterstützen uns gegenseitig in diesem gesamten Prozess und tauschen uns dabei auch offen über Irritationen und Probleme in der eigenen Arbeit aus. Insofern ist das Netzwerk auch eine Möglichkeit für Supervision. Darüber hinaus teilen wir Wissen und Informationen in unterschiedlicher Form (Calls, Anfragen für Vorträge, interessante Texte anderer Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen …).
Kontakt für Veranstaltungen, Presseanfragen, Interesse am Mitwirken im Netzwerk sowie Anfrage von Texten über nkb-kontakt@arranca.de