„Aus der Aussage »Ich liebe Dich« lässt sich nicht schlussfolgern, wer den Abwasch erledigt. Aus Statistiken schon: Nach einer Zeitverwendungsstudie des Statistischen Bundesamtes (2015) kümmern sich Frauen durchschnittlich fast 27 Stunden pro Woche um Haushalt und Familie, zehn Stunden mehr als Männer. Weitere Geschlechter wurden nicht erfasst, wie auch die Zahlen keine Rückschlüsse über Unterschiede der Aufgabenteilung in verschiedenen Beziehungsformen erlauben. Wie sieht es also aus mit der Care (Sorge), wenn drei oder mehr Menschen einvernehmlich-nichtmonogam zusammenleben? Bedeutet »Liebe zu dritt« auch »Spülen zu dritt«? Oder räumen die beteiligten Frauen einfach mehreren Männern hinterher? Für meine 2019 erschienene Studie »Care in konsensuell-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken« habe in nichtmonogame Sorgearrangements analyisert. Der folgende Text fasst einige zentrale Ergebnisse zusammen. Vorab lässt sich festhalten: Auch in (hetero- und bisexuellen) Poly-Kontexten kümmern sich Frauen stärker um den Haushalt als Männer – trotz einem weit verbreiteten Anspruch auf Geschlechtergerechtigkeit, der aber in unterschiedlichem Maße erfüllt werden kann…“
Der Text aus dem Sammelband Polyfantastisch fasst die wichtigsten Ergebnisse meiner Doktorarbeit zugänglich zusammen.
Raab, Michel. Spülen zu dritt. In: Raab, Michel; Schadler, Cornelia. Polyfantastisch. Nichtmonogamie als emanzipatorische Praxis. Münster (Unrast) 2020, S. 151-161