Jara Schmidt / Clara Rosa Schwarz (Hg.): Queere Geschichte(n)

Neu erschienen im April 2025 ist ein Sammelband mit Erinnerungen und Visionen im Anschluss an Leslie Feinbergs »Stone Butch Blues«.

Mit interdisziplinären Zugriffen und aus internationalen Perspektiven fokussieren die Beiträger*innen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von trans, lesbischer und queerer Literatur. Erstmals rücken sie dafür Leslie Feinbergs Roman Stone Butch Blues ins Zentrum und versammeln anlässlich seines 30. Publikationsjubiläums wissenschaftliche ebenso wie künstlerische Studien. Diese widmen sich unter anderem Femme/Butch-Dynamiken und -Identitäten, queeren Potenzialitäten bei Erst- und Neuübersetzungen von Feinbergs Roman sowie queeren Räumen, die online, offline, im Text und in Utopien Gestalt finden und so Gemeinschaft ermöglichen.

Sascha Sistenich: Verqueerte Identitäten? Autobiografische Verhandlungen nichtbinärer Geschlechtlichkeit(en)

Neu erschienen im Jahr 2024 und als Open Access zugänglich ist die Studie »Verqueerte Identitäten? Autobiografische Verhandlungen nichtbinärer Geschlechtlichkeit(en)« von Sascha Sistenich. Es geht zum die biografischen (Re-)Konstruktionen queerer Lebensverläufe und Erzählungen von geschlechtlichen Möglichkeiten, Erfahrungs und Existenzweisen nichtbinärer und genderqueerer Akteur:innen. Diese werden zu Gestaltungsprozessen von Übergängen im Lebenslauf und sozialen Praktiken zur Subjektivierung des Selbst sowie zum Aufbau von Resilienz analysiert.

Anhand von Interviews werden geschlechtliche Möglichkeiten, Erfahrungs- und Existenzweisen, die mit den sozialen Lebenswelten nichtbinärer Subjekte einhergehen, methodisch rekonstruiert: Wie verstehen, gestalten und (er)leben die Akteur:innen Geschlechtlichkeit und welche geschlechtlichen Selbstverständnisse und Selbstbil dungsprozesse zeigen sie? Wie gestalten sich gesellschaftliche und soziale Bedingungen und Verhältnisse, die eine Intelligibilität unterschiedlicher Geschlechtlichkeiten ermöglichen oder verhindern?

erschienen 2024 in Münster beim Verlag Westfälisches Dampfboot, 167 Seiten, 24,00€

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Mayer, Gesa: „Ich möchte ein Leben führen in großer Ehrlichkeit“ – Konsensuelle Nichtmonogamie und Subjektivierung

In ihrer Dissertation erforscht die Soziologin Gesa Mayer Subjektivierungen im Kontext von konsensueller Nichtmonogamie und Mononormativität. Hierfür analysiert sie narrative Interviews mit Menschen, die in polyamoren und offenen Beziehungen leben. Den theoretischen Hintergrund bilden die Diskurs-, Macht- und Subjektivierungstheorie Michel Foucaults in Kombination mit ergänzenden Bausteinen poststrukturalistischen Denkens. Die Studie geht nach der Grounded Theory Methodologie vor. Mittels einer Interpretativen Subjektivierungsanalyse arbeitet die Autorin diskursive Subjektpositionen sowie Selbstpositionierungen heraus. Teil eins und zwei der Analyse zeigen zwei unterschiedliche Positionierungen zu der Frage, wie das Subjekt zur Nichtmonogamie kommt (oder die Nichtmonogamie zum Subjekt): erstens Verortungen in einer Subjektposition der Identität und zweitens Erzählungen des Werdens. Erstere konstruieren Nichtmonogamie als biographische Konstante und Ausdruck einer inneren Wahrheit des Subjekts. Zweitere dagegen deuten Nichtmonogamie als unerwartetes Ereignis und nichtmonogame Subjektivierung als diskontinuierlichen Prozess, der mitunter einige Arbeit am Selbst erfordere. Der dritte und vierte Analyseteil untersuchen konsensuelle Nichtmonogamie als Moralcode und Ethik. Der Moralcode stellt hohe Anforderungen an Transparenz und Einvernehmen. Damit reizt er Positionierungen als Subjekt an, dessen Integrität sich an (seinem Bemühen um) Ehrlichkeit bemisst. Gleichzeitig unterlaufen hierarchische Subjektpositionen, strukturelle Ungleichheit und beziehungsinterne Machtverhältnisse das Ideal gleichberechtigter Aushandlung. Konstruktionen konsensueller Nichtmonogamie als Praxis der Freiheit und Existenzkunst erlauben es ihren Subjekten, sich als tugendhaft und nicht-normativ zu positionieren. Als Technologie des Selbst soll Polyamorie es ermöglichen, die eigene Subjektivität zugunsten der Erlangung von (noch) mehr Selbst- und Beziehungsführungskompetenz zu modifizieren. Das Fazit diskutiert die Analyseergebnisse in Relation zur Subjektivierungstheorie Foucaults und zu soziologischen Gegenwartsdiagnosen wie jener einer Hegemonie des singularistischen Lebensstils. Ausblickend werden einige Fragen und Perspektiven für weitergehende Forschungen skizziert.

Die Arbeit ist hier im Open Access zugänglich: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/10681

Neu erschienen: Die Neuordnung der Küchen – Materialistisch-feministische Entwürfe eines besseren Zusammenlebens

Gerade erschienen ist der Sammelband Kitchen Politics (Hg.), Die Neuordnung der Küchen. Materialistisch-feministische Entwürfe eines besseren Zusammenlebens. Münster (Assemblage) 2023.

Für eine kritische Beziehungsforschung ist er interessant, weil es darum geht, welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu einer Überwindung hegemonialer Formen des Zusammenlebens, konkret der Kleinfamilie, beitragen können. Unter anderem das wird in historischen und aktuellen Beiträgen diskutiert.

Der Band enthält einen Beitrag aus dem Kreis des Netzwerks, Inhaltsverzeichnis und Leseprobe gibt es auf der Webseite des Verlags.

Veranstaltung zu Einvernehmlichkeit in Poly-Beziehungen in Erfurt

Am 12. Mai findet eine Veranstaltung mit drei Referent*innen aus dem Netzwerk im Queeren Zentrum Erfurt statt.

Diana Cichecki, Gesa Mayer und Michel Raab diskutieren auf Einladung des Bildungskollektiv Biko nach drei kurzen Inputs zu ihrer jeweiligen Forschung darüber, wie sich Einvernehmlichkeit in nichtmonogamen Kontexten herstellen lässt.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30, den Werbetext findet ihr hier.

Kommt bitte getestet oder mit Maske.

Neu erschienen: GENDER – Sonderheft 5 | Elternschaft und Familie jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit

Das Sonderheft 5 der Zeitschrift GENDER, herausgegeben von Elisabeth Holzleithner, Julia Teschlade, Almut Peukert, Christine Wimbauer und Mona Motakef beschäftigt sich mit Elternschaft und Familie jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit. Das Heft ist als PDF beim Verlag per Open Access verfügbar und enthält auch mehrere Beiträge aus dem Kreis des Netzwerk Kritische Beziehungsforschung.

Klappentext: Regenbogenfamilie, Inseminationsfamilie, Mehrelternfamilie: Diese Begriffe versuchen das Phänomen zu fassen, dass Elternschaft und Familie in vielfältigen Konstellationen verwirklicht werden. Sie stehen dabei im Spannungsfeld zwischen empirischer Vielfalt und gesellschaftlichen Norm- und Normalitätsvorstellungen. Die Beiträge des Sonderheftes erkunden die Familienformen lesbischer Zweielternfamilien, Trans* und Co-Elternschaft, nicht-monogamer Beziehungsnetzwerke sowie queere Beziehungsnetzwerke im Kontext von Flucht.

Mehr dazu beim Verlag (externer Link).

Wie leben? Beziehungsweisen zwischen Revolution & Retraditio­na­lisierung

Die Broschüre ist 2018 beim Bildungskollektiv Biko erschienen und ist leider vergriffen.

Inhalt

  • Vorwort
  • Sarah Speck: Beziehungsweisen und Gesellschaft
  • Frank Lipschik: Familien- und Beziehungsvorstellungen im Rechtspopulismus
  • Doreen Kruppa: Freundschaftszentrierte Lebensweisen: Eine Alternative zu heteronormativen Beziehungswelten?!
  • Michel Raab: Poly leben? Poly kümmern!

Download (1,8MiB PDF)